Pro Patient sind zwei Besucher pro Tag für eine Stunde gestattet (Mo - Sa zwischen 15 und 18 Uhr, sonn- und feiertags zwischen 10 und 18 Uhr).
Vertreter aus Gesundheitswesen und Politik tauschen sich über Integration ausländischer Ärzte aus.
Sie alle haben ein Ziel: Qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland möglichst schnell auf dem deutschen Arbeitsmarkt integrieren. Warum aber dauert es mitunter mehrere Jahre bis ein ukrainischer Facharzt für Pathologie in Deutschland in seiner Profession arbeiten darf? Wie kann dieser Prozess beschleunigt werden? Und welche Schnittstellen können hier unterstützen? Über diese und weitere Fragen tauschten sich jetzt Vertreter aus Politik und Gesundheitswesen in der Überregionalen Gemeinschaftspraxis für Pathologie, Dermatopathologie, Molekularpathologie und Zytologie (ÜGP) am Limburger St. Vincenz-Krankenhaus aus.
Der lange Weg zur Berufserlaubnis
Anlass des Treffens war die Geschichte eines ukrainischen Facharztes für Pathologie, der 2022 nach Deutschland kam. „Zu diesem Zeitpunkt lagen hinter ihm bereits ein abgeschlossenes Medizinstudium an der Universität Charkiw sowie eine mehrjährige klinische Ausbildung an der Universität in Donezk,“ erklärt Prof. Dr. Martin Anlauf, ärztlicher Leiter der Praxis für Pathologie am Standort Limburg. „Als hochqualifizierte Fachkraft arbeitet er nun seit zwei Jahren weit unter seiner Qualifikation bei uns als medizinischer Laborhelfer, hat dabei die Sprache gelernt und sich exzellent in unser Team integriert.“ Im August letzten Jahres habe der Mediziner den Antrag auf eine vorläufige Berufserlaubnis und Approbation eingereicht. Bislang ohne eine verbindliche Rückmeldung. Das Problem: Die Gleichwertigkeit des Abschlusses müsse noch geprüft werden.
Einen ähnlichen Fall gäbe es auch am Wetzlarer Standort der Praxis, berichtet Dr. Rebecca Eschmann, ärztliche Leitung am ÜGP. „Hier hängt es daran, dass die vorliegende vorläufige Berufserlaubnis, die in Nordrhein-Westfalen bereits anerkannt worden ist, in Hessen noch einmal gesondert geprüft werden muss, bevor sie auch hier gilt.“ Der Vorgang nimmt nun schon mehrere Monate in Anspruch.
An einer langwierigen Prüfung scheiterte es auch fast bei einer Medizinerin aus Mauritius, obwohl sie die Stelle in der Kardiologie des St. Vincenz-Krankenhaus schon sicher hatte. Doch erst am Tag vor Ablauf ihrer Aufenthaltsgenehmigung erhielt sie den erlösenden Bescheid der vorläufigen Berufserlaubnis. Die Herausforderung hier: Abschlüsse aus Mauritius waren bislang noch nie geprüft worden. Klaus-Peter Willsch (MdB) freute sich, die junge Ärztin bei dieser Gelegenheit persönlich kennen zu lernen. Er hatte sich auf Bitte von Prof. Dr. Steiner, Chefarzt der Kardiologie, für die Beschleunigung des Anerkennungsverfahrens eingesetzt.
Ganz gleich, ob Anerkennung von Zeugnissen oder Kenntnisprüfung: Der Frust über die Dauer der Bearbeitung wächst bei allen Beteiligten.
„Eine vorläufige Berufserlaubnis ist wichtig,“ betont Prof. Anlauf, „hier soll alles seine Richtigkeit haben. Die Kollegen sollen sich anschließend einer intensiven Kenntnisprüfung unterziehen, um ihre medizinische Kompetenz unter Beweis zu stellen und die Approbation zu erhalten. Leute dürfen auch scheitern. Auch wir in der Praxis fordern von den ausländischen Fachkräften knallharte Leistung.“ Leistung, die die Fachkräfte bereit sind zu bringen, denn: „Einen Arbeitgeber, der mich so unterstützt, will ich auch nicht enttäuschen.“
Personalmangel auch in den Behörden
Woran liegt es nun aber, dass die Verfahren so lange dauern? „Aktuell liegen bei unserem sechs-köpfigen Team 2.500 Anträge auf dem Schreibtisch,“ erklärt Dr. Dieter Laux vom Hessischen Landesamt für Gesundheit und Pflege. „Dabei werden auch die einzelnen Anerkennungsverfahren immer komplexer.“ Häufig müsse auch sein Team lange auf Gutachten warten, um weiterarbeiten zu können.
Guido Wernert, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft St. Vincenz, sieht vor allem die unterschiedlichen Anforderungen in den einzelnen Bundesländern als Hindernis: „Hier müssen bürokratische Hürden abgebaut werden.“ Auch Klaus Peter Willsch und Jörg Sauer, erster Kreisbeigeordneter im Landkreis Limburg-Weilburg, plädieren darauf, Verfahren zu vereinfachen. „Wir müssen Synergieeffekte nutzen,“ meint Willsch. „Es muss doch nicht sein, dass jedes Amt jeden Abschluss einer ausländischen Universität aufs Neue prüft. Warum kann man dies nicht untereinander aufteilen und in einer Datenbank aufbereiten, auf die alle zugreifen können?“
Konkrete Unterstützung bei der Abnahme von Kenntnisprüfungen bieten Prof. Anlauf und Prof. Steiner an und sind überzeugt, dass viele ihrer ärztlichen Kollegen ebenfalls zur Verfügung ständen. „Uns allen ist daran gelegen, dass die ausländischen Kollegen ihre Arbeit in Deutschland schnell aufnehmen können,“ sagt Prof. Steiner. Inwieweit dies in Kooperation mit der Landesärztekammer abgebildet werden kann, soll nun geprüft werden. Dabei sichern Willsch und Sauer zu, dass sie seitens der Politik unterstützen, hier bürokratische Hürden zu minimieren.
Keine Gesundheitsversorgung ohne Zuwanderung
„Die Leute wollen arbeiten“ sagt Prof. Anlauf, „und wir brauchen dieses hochqualifizierte Personal!“ Wenn der ukrainische Arzt zeitnah keine vorläufige Berufserlaubnis erhalte, müsse er gegebenenfalls Mitarbeitern kündigen. „Wir haben am Standort keinen Mangel an Labor-Mitarbeitern,“ erklärt Prof. Anlauf. „Es sind die ärztlichen Stellen in der Pathologie, die kaum zu besetzen sind.“ Fehle ein Arzt bedeute dies, dass ca. sieben Labormitarbeiter, die ihm zuarbeiten, keine Arbeit hätten. „Ein Worst Case Szenario, das es zu vermeiden gilt!“
„Keine Gesundheitsversorgung ohne Zuwanderung!“ resümiert Prof. Steiner. „Wir setzen uns über das Maß hinaus ein, ausländische Fachkräfte zu integrieren,“ ergänzt Prof. Anlauf. „Weil es zu unserer Unternehmenskultur gehört! Aber wir benötigen auch politische Unterstützung und einen Abbau der Bürokratie.“ Der Austausch sei ein positives Signal gewesen, jetzt gehe es darum, konkrete Maßnahmen folgen zu lassen.