So verläuft die Heilung nach Hüft- Knie- und Schulteroperationen

Physiotherapie informiert über therapeutische Maßnahmen

Um optimale Ergebnisse zu erzielen und die Beweglichkeit langfristig zu erhalten, ist es unerlässlich, unmittelbar nach der Operation mit der Physiotherapie und der manuellen Lymphdrainage zu beginnen. Dies hilft, Ödeme abzubauen, Muskelverkürzungen zu verhindern sowie Gelenkbeweglichkeit und Kraftaufbau zu steigern. Die Physiotherapie wird dabei individuell anhand der ärztlicher Anweisungen und der spezifischen Anforderungen jedes Patienten gestaltet und angepasst.

Die ersten Tage nach der OP: Mobilisation und Bewegung

In den ersten Tagen nach der Operation stehen Maßnahmen zur Entzündungshemmung, Schmerzlinderung und Abschwellung im Vordergrund. Ebenso muss direkt nach der Operation die jeweilige Extremität erstmalig bewegt werden. „So stellen wir fest, was der Patient bereits kann, wo seine Schmerzgrenze liegt und was unsere nächsten Schritte sind“, erklärt Martina Kaltwasser, Leitung der Abteilung für Physiotherapie.

Beispielsweise werden bei Hüft- oder Kniepatienten zuerst Übungen zur Aktivierung des Kreislaufs und zur Gelenkbeweglichkeit durchgeführt. Anschließend findet eine aktive Mobilisierung an die Bettkante statt.  „Wenn der Patient kreislaufstabil ist, gehen wir direkt gemeinsam in den Stand und machen dann die ersten Schritte mit Unterarmgehstützen im Patientenzimmer und auf dem Flur“, so Kaltwasser.

Mit kleinen Übungen Lymphabfluss und Durchblutung fördern und so den Wundheilungsprozess und die Beweglichkeit verbessern.

Schulter: Schulterblätter im Sitzen/Stehen kreisen oder pendeln lassen; Finger und Ellenbogen beugen und strecken
Hüfte und Knie: Füße und Knie im Liegen/ Sitzen  beugen und strecken

Gangschule: Mehr als ein paar Schritte gehen

In der Gangschule lernt der Patient mit seiner neuen Prothese zu gehen. Der Physiotherapeut korrigiert unter anderem Schrittlänge, Schrittbreite, Gangtempo und die Gewichtsverlagerung auf das operierte Bein, damit keine Schonhaltung entsteht und das neue Gelenk einsatzfähig ist. Auch das Treppentraining ist ein wichtiger Therapiebaustein, um die Selbständigkeit im Alltag sicher zu stellen.   

Der Physiotherapeut erstellt auf Basis ärztlicher Vorgaben und individueller Anforderungen des Patienten einen Therapieplan, um Beweglichkeit, Kraft und Koordination zu verbessern. Hier gilt es vor allem die Angaben der Ärzte bezüglich des erlaubten Bewegungsausmaß und der Belastbarkeit zu beachten. Gerade im Bereich der Schulteroperationen gibt es sehr differenzierte und individuelle Bewegungslimitierungen, die in der Therapie berücksichtigt werden müssen.

Neben Mobilisationsübungen, Muskeldehnungen und manuellen Techniken werden auch kräftigende Übungen durchgeführt. Auch gehört Aufklärungsarbeit für den Patienten über Kontraindikationen und den richtigen Umgang mit der operierten Extremität zur täglichen Arbeit der Physiotherapeuten. Ergänzt wird die Therapie mittels Arm- oder Beinbewegungsschiene, die das Gelenk passiv im möglichen Bewegungsradius bewegt. Dies geschieht in regelmäßiger Abstimmung mit dem ärztlichen- und pflegerischen Team.

Um den Heilungsprozess zu fördern gibt es einige Hinweise, die in jedem Fall beachtet werden sollten:

  • Täglich eigenständige Fortführung der erlernten Übungen
  • Regelmäßige aktive Bewegung des operierten Gelenkes sowie der Nachbargelenke im schmerzfreien Bereich
  • Vermeidung von Überbelastung: Ausgeglichenes Verhältnis von Ruhe- sowie Belastungsphasen
  • Ruhepausen nehmen, damit sich das Gelenk erholen kann u.a. durch Hochlagerung
  • Beachtung der individuellen Kontraindikationen nach der Operation

 „Wir appellieren immer an unsere Patienten, dass sie sich aktiv bewegen müssen aber nicht überanstrengen dürfen. Während der Therapie sind wir dafür da, gemeinsam mit dem Patient die Grenzen auszutesten, ohne, dass wir sie überschreiten“, versichert Kaltwasser und betont, wie wichtig es ist, dass Patienten Sicherheit während der Behandlung spüren und wieder Vertrauen in ihr Gelenk fassen können.

Praktische Hilfsmittel nach der OP

  • Greifzange
  • Sockenanzieher
  • Langer Schuhlöffel
  • Rucksack
  • Hosenträger oder Hosen mit Schnürbund und eventueller seitlicher Öffnungsmöglichkeit
  • Elastische Schnürsenkel
  • Toilettensitzerhörung und Stuhlarthrodesekissen, ab einer Größe von 1,70m

Nach dem Krankenhausaufenthalt: In die ambulante oder stationäre Reha?

Ausreichend Physiotherapie und eine ambulante oder stationäre Reha Maßnahme ist im Anschluss an eine Operation ein Muss. Anderenfalls ist es Patienten unter Umständen nicht möglich, die volle Belastbarkeit und ein maximales Bewegungsausmaß zu erreichen. Das neue Gelenk und die umliegenden Muskeln müssen gezielt gekräftigt und bewegt werden.

Patienten, die ihr neues Gelenk nach dem Krankenhausaufenthalt schon gut belasten können, haben die Möglichkeit, auf eine ambulante Reha zurück zu greifen. So lernen Sie alltägliche Bewegungen frühzeitig „neu“, können sich auf die Behandlung konzentrieren und sind trotzdem im häuslichen Umfeld.

Im Gegensatz dazu sollten immobile Patienten oder diejenigen, die etwas mehr Ruhepausen und noch Unterstützung benötigen, eher ein vollstationäres Reha Angebot wahrnehmen.

In jedem Fall sollte eine gemeinsame Rücksprache mit dem Arzt erfolgen, um eine bestmögliche und individuelle Anschlussversorgung zu gewährleisten.

Physiotherapie: Angst nehmen und Heilung fördern

"Wir sind ein erfahrenes Team an Physiotherapeuten, das auch über den Tellerrand hinausschaut. Uns geht es nicht nur um das operierte Gelenk, das wir nach einem bestimmten Schema wieder mobilisieren müssen. Wir sehen den ganzen Körper, die Nachbargelenke sowie weitere Besonderheiten in der Krankengeschichte und behandeln andere Bereiche bei Auffälligkeiten gezielt mit.“

Martina Kaltwasser, Leitung der Physiotherapie

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